Sidley Park, im Oktober 1812

 Liebe Dora,

 

sie ist gestorben. Nein. Sie ist tot. Verbrannt. Ihre Kerze muss die Vorhänge entzündet haben, und die alten Balken haben ihr Übriges getan.

 

Ich muss annehmen, dass H. nicht ganz unschuldig ist – er hat seither kein Wort zu viel gesprochen, und das will etwas heißen. Schade eigentlich, die Wortgefechte mit ihm waren belebender als mein 5-Uhr-Gin. Thomasina war wohl derselben Meinung (entflammt, würde ich sagen, wenn es nicht einen Hauch geschmacklos wäre in diesem Zusammenhang), und ich kann es ihr nicht verdenken. Ich hoffe doch, es war ein schneller Tod im Schlaf nach einem amüsanten Abend. Da ich mich im Westflügel aufhielt, haben wir es erst bemerkt, als die Dienerschaft schon das Löschen begonnen hatte. Der Graf hat ein unsägliches Verhalten an den Tag gelegt, dieses Heulen und Haareraufen, entsetzlich weibisch! Ich hatte gedacht, nur die Südeuropäer neigten zu dieser Art öffentlicher Gefühlsausbrüche; ich musste ihm die Abreise nach Polen nahelegen. Gatte George hat selbst das verschlafen. Nun ja, in seinem Alter.

 

Seither ist es ruhig geworden in Sidley Park.

 

Kinder sollten nicht vor ihren Eltern sterben, es bringt Unordnung in den Fluss der Zeit. Mein Arkadien hatte ich mir so nicht gedacht - soll Noakes seine romantische Düsternis in Szene setzen, ich will nicht mehr damit behelligt werden. Auch wenn ich immer noch der Überzeugung bin, dass Romantik mehr mit Leidenschaft als mit Vergänglichkeit zu tun hat.

 

A propos: Ich werde den Winter in London verbringen. Lord B. hat Quartier im West End bezogen. Werden wir uns sehen?

 

Constance